Solvenzquoten der Lebensversicherungen im Vergleich
Ausführliche Studie von Policen Direkt
- Relevante Solvenzquoten von 80 deutschen Lebensversicherern
- Vergleichsdaten seit Erstveröffentlichung 2016 & direkter Link zu den ausführlichen Solvenzberichten (SFCR)
- Hintergrundinformationen zur Bewertung der Ergebnisse
Solvenzquoten und Pflichtberichterstattung der deutschen Lebensversicherer
Mit den Solvenzberichten (SFCR) geben Lebensversicherer Auskunft über ihre finanzielle Situation und darüber, wie stabil sie auch in Krisenzeiten ihren Verpflichtungen nachkommen können. Wichtige Indikatoren hierfür sind die in den SFCR enthaltenen Solvenzquoten.
Warum ist die Solvenzquote wichtig für Versicherungskunden?
Neben der Qualität der Versicherungspolice ist die Qualität einer Versicherungsgesellschaft gerade von entscheidender Bedeutung für den Wert der Lebensversicherung. Mit Unterzeichnung des Vertrags trifft man eine langfristige Entscheidung. Kunden wollen sich angesichts zunehmender Debatten um die Lebensversicherung selbst ein Bild über den Zustand Ihrer Altersvorsorge machen und einen Eindruck gewinnen, wie ihr Lebensversicherer wirtschaftet. Dazu gehört auch Policen Direkt als größter institutioneller Versicherungsnehmer. Die folgenden Analysen zu den Solvenzberichten stellt das Unternehmen Interessierten hier kostenfrei zur Verfügung.
Auch das Geschäftsjahr 2021 war geprägt von den Auswirkungen der Covid-19- Pandemie und deren speziellen Herausforderungen. Im zweiten Jahr der Corona-Krise konnten die Lebensversicherer von einem verbesserten ökonomischen Umfeld und überwiegend von einem gestiegenen Neugeschäft profitieren“, sagt Henning Kühl, Leitender Aktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV) mit Blick auf die aktuellen Solvenzquoten: „Vor allem das gegenüber dem Jahr 2020 gestiegene Zinsniveau hat zu einer Reduzierung der Solvenzkapitalanforderungen geführt.
Wie wirkt die Corona-Krise auf die Stabilität der Lebensversicherer?
Die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten (SCR-Quote +VA&Ü) der deutschen Lebensversicherer liegen 2021 im Schnitt bei etwa 480 Prozent und damit circa 22 Prozent über dem Vorjahr. Die Nettoquote ohne bilanzielle Hilfen und Übergangsmaßnahmen (SCR-Quote) liegt fast genau 27 Prozent über dem Vorjahresschnitt.
Die Anzahl der bilanziellen Hilfen, die Lebensversicherer in 2021 zur Sicherung ihrer Finanzstabilität in Anspruch genommen haben, ist insgesamt fast gleich geblieben. Nur ein weiterer Versicherer hat die Anwendung der Volatilitätsanpassung(VA) ab dem 3.Quartal 2021 neu beantragt.
Solvenzquoten 2022
Hier sind die Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherungs-Gesellschaften aufgeführt. Neben den Solvenzquoten mit und ohne Bilanzierungshilfen finden Sie den direkten Link zum Solvenzbericht (SFCR).
Farblegende: Biometriespezialist Fondspolicenspezialist Run-off
Gesellschaft | Marktanteil | SCR-Quote +VA* | SCR-Quote* | SCR-Quote +VA&Ü* | MCR-Quote* | Ü | VA | Bericht |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Condor-Lebensversicherungs-AG | 0,32 % |
413 %
+41,92 % |
395 %
+37,15 % |
1409 %
+50,86 % |
845 %
+32,03 % |
Ja |
Ja |
Link |
Marktdurchschnitt |
413,00 %
+41,92 % |
395,00 %
+37,15 % |
1.409,00 %
+50,86 % |
845,00 %
+32,03 % |
* Die SCR-Quote +VA zeigt den Kapitalpuffer ohne Übergangsmaßnahmen, ggf. mit Volatilitätsanpassungen. Die SCR-Quote ist die Netto-Quote ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung. Die SCR-Quote +VA/+Ü ist die für die Versicherungsaufsicht BaFin relevante Quote, ggf. mit Übergangsmaßnahmen (Ü) und Volatilitätsanpassungen (VA). Die MCR-Quote zeigt den Puffer im “Normalbetrieb”, was Versicherer mindestens erfüllen müssen (ohne VA und ohne Ü).
Quelle dieser Zusammenfassung: Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH.
Hinweis: Unser Anspruch ist es, mit unseren Transparenzanalysen und Studien den bestmöglichen Marktüberblick zu liefern. Die Daten beruhen auf Angaben Dritter, insbesondere der jeweiligen Anbieter, und wurden sorgfältig zusammengetragen und aufbereitet. Die Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH übernimmt für die Richtigkeit der Angaben und die Vollständigkeit der Studien und Analysen keine Gewähr. Das gilt auch für zwischenzeitliche Änderungen. Irrtümer und Übermittlungsfehler bleiben vorbehalten. Für die unsachgemäße Weiterverwendung übernimmt Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH keine Haftung. Unsere Transparenzanalysen und Studien stellen auch keine Versicherungsberatung, Anlage- oder Rechtsberatung oder sonst einen Rat oder eine verbindliche Auskunft dar.
Versicherungskunden wollen wissen, ob Ihr Versicherer seine Versprechen in Zukunft tatsächlich einlösen kann. Wer sich für eine Lebensversicherung für die Altersvorsorge entscheidet, trifft nämlich in der Regel eine Entscheidung fürs Leben.
Um sicher zu gehen, ob ein Versicherer für die Zukunft solide aufgestellt ist, sollte man nicht alleine auf die Informationen von Vermittlern und Werbung vertrauen. Versicherungskunden haben zudem ein Recht darauf zu erfahren, wie es Ihrer Gesellschaft geht und ob ihr Anbieter langfristige Sicherheit gewährleisten kann. Ein wichtiger Anhaltspunkt dafür sind die Solvenzquoten.
Die wichtigsten Zahlen in Kürze:
- Aufsichtsrelevante Bruttoquote: 480% (2020: 390%)
- Nettoquote (SCR-Quote +VA): 289% (2020: 234%)
- Nettoquote (SCR-Quote): 269% (2020: 211%)
- Mindestanforderung: MCR-Netto-Quote 721% (2020: 567%)
- 5 Versicherer mit Nettoquote +VA < 100% (2020: 15)
- 8 Versicherer mit Nettoquote < 100 (2020: 17)
- 4 Versicherer mit Mindestquote (MCR-Netto) < 100 (2020: 13)
- 65 Versicherer haben sich bei der Nettoquote im Vergleich zum Vorjahr verbessert, 15 verschlechtert. 2 Lebensversicherer haben eine geringere Nettoquote + VA trotz gestiegener Nettoquote
- 58 Lebensversicherer (2020: 60) haben bei der BaFin Übergangsmaßnahmen beantragt.
- 67 Lebensversicherer (2020: 67) haben Volatilitätsanpassungen bei der BaFin beantragt.
- Übergangsmaßnahmen verbessern die Quoten im Schnitt um 192 Prozentpunkte (2020: 156)
Konsolidierung im Lebensversicherungsmarkt schreitet voran
In Jahr 2021 konnten wir noch von 82 Lebensversicherern die Solvenzberichte (SFCR) analysieren. Diese Studie enthält nun die Solvenzquoten von insgesamt 80 deutschen Lebensversicherern zum Stichtag 31.12.2021. Durch die Verschmelzung der Saarland Lebensversicherung AG und der Öffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg AG im Jahr 2021 auf die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG rückwirkend zum 01.01.2021 hat sich die Anzahl der Lebensversicherungsunternehmen in Deutschland entsprechend reduziert. Auch die R+V Luxembourg Lebensversicherung S.A. ist nicht mehr am deutschen Markt aktiv. Sie ist zum 30.09.2021 auf die R+V Lebensversicherung AG verschmolzen worden. Daher ist seit diesem Jahr bei der Studie erstmals das anlageorientierte Vorsorgegeschäft aus Luxemburg von der R+V bei den Zahlen der R+V Lebensversicherung AG berücksichtigt.
Das gilt analog für das Stornovolumen in der Lebensversicherung, das auch daher im Jahr 2021 um 1,1 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro gestiegen (2020: 13,3 Mrd.) ist. Abgesehen vom Jahr 2020 ist das der höchste Wert seit Verabschiedung des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) 2014.
In 2021 sind viele Versicherer in ihren veröffentlichten Solvenzberichten auf die Corona-Pandemie eingegangen. Dabei ging es nicht nur um den erfolgten Einfluss auf die Betriebsabläufe, darunter die Umstellung auf Homeoffice. Eine durch Corona erhöhte Sterblichkeit im Bestand konnte nicht festgestellt werden. Weiterhin wird jedoch auf die Unsicherheit über den möglichen weiteren Verlauf der Pandemie verwiesen.
Dies gilt auch für den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Daher wird in den Berichten auch Auskunft darüber gegeben, in welcher Weise das jeweilige Unternehmen in den betreffenden Ländern finanziell aktiv war. Zum anderen wird auf die möglichen Risiken verwiesen, die dieser Konflikt in Zukunft noch mit sich bringen könnte.
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*** Eine frühere Version des Textes hat hier die Nettoquote (SCR) angeführt. Die BaFin zieht hier aber die Solvenzquote ohne Übergangsmaßnahme (SCR +VA) heran.
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Klasse Arbeit bzw. Tabelle! 🙂
Was ich nicht verstehe. Es heißt oben:
“21 Unternehmen vor großen Herausforderungen (Nettoquote +VA unter 150%)”
Das müsste ja die Spalte Nr.3 der Tabelle sein: “SCR-Quote +VA”
Dort sind aber nur 18 Unternehmen unter 150%.
Fehlen vielleicht noch Unternehmen?
Eine kurze Rückmeldung wäre schön.
Vielen Dank.
Hallo Herr Malkmus, vielen Dank für das Lob und den Hinweis. Die Zahlen beziehen sich tatsächlich auf die noch strengere reine Nettoquote, nicht auf die Quote +VA. Wir haben das im Text korrigiert.
Eine Übersicht der Solvenzquoten ist in erster Linie ein Vorwarnsignal bei schwachen Versicherern. Allerdings kann die Höhe der Solvenzquote kein USP im herkömmlichen Sinne darstellen. Zu dieser Zahl müssen Kostenquoten, Durchschnittsverzinsung der letzten 12 Jahre, laufende Nettoverzinsung und Diversifikation/Struktur des Sicherungsvermögens beispielsweise hinzutreten.
Auch die Geschäftsmischung eines Lebensversicherers hat Einfluss auf die Solvenzquoten, wer als FRV-Provider kaum Risiken zu managen hat springt leicht über 400%. Dennoch bleibt Ihre Studie wichtig, vor allem wenn sie wiederkehrend aufgelegt wird und Zeitreihen aufgebaut werden können.
Diese Studie ist mir eine wertvolle Hilfe in meiner Arbeit als Lehrbeauftragter an der Hochschule Neu-Ulm (Versicherungswirtschaft), Danke !
Vielen Dank für Ihre Wertschätzung. Natürlich können Solvenzquoten nur Anhaltspunkte geben und nicht etwa ein umfangreiches Rating ersetzen. Unser Anspruch ist es – übrigens mit allen Analysen unter policendirekt.de/studien – die Pflichtberichterstattung der deutschen Lebensversicherer mit der Öffentlichkeit zu teilen. Hier geht es um die Daten, die alle Versicherer – auch Run-off-Gesellschaften, Versicherer im internen Run-off und alle, die keine Ratings bestellen – der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen müssen.
Vielen Dank für die wieder einmal umfangreiche Aufbereitung!
Ich würde aber generell die Quote unkl. Volatilitätsanpassung (VA) nicht als vergleichbar einschätzen!
Manche Gesellschaften werden in ihren (partiellen) internen Modellen eine dynamische VA, die Verwender von Standardmodellen dürfen das nicht. Damit ist der Vergleich enorm verzerrt, wenn manche Gesellschaften teilweise über 100%-Punkte mehr Quote hier ausweisen – die vergleichbaren Werte inkl. VA sind im Regelfall nur wenige bis max. 30%-Punkte höher im Standardmodell.
Nicht zu vergleichen sind daher insbesondere die Quoten mit VA von Allianz, AXA, Dt. Ärzteversicherung, den Tochtergesellschaften der Talanx-Gruppe (HDI, neue leben, PB Leben, Targo LV) sowie den Generali-Töchtern (Aachen Münchener, Cosmos Direkt, auch Proxalto).
Einige Fragen wirft auch auf, wenn Verwender des Standardmodells plötzlich fast 100%-Punkte VA-Effekt haben, wie zum Beispiel die LVM…
Danke, wertvolle Arbeit und sehr hilfreich.
Die beste und umfangreichste Übersicht im Markt!
Und wie gewohnt sind Sie Jahr für Jahr die Ersten mit der Aktualisierung!
Nur möchte ich auf 1 Korrektur hinweisen:
Die Nettoquote und die VA-Quote bei der Generali sind vertauscht. 😉
Hallo Herr Kreisel, vielen Dank für das schöne Feedback. Es freut uns sehr, wenn unsere Transparenzanalysen, die wir auch unter http://policendirekt.de/studien veröffentlichen, in der Praxis ankommen. Vielen Dank für den Hinweis mit der Generali Leben. Das war in der Tat ein Dreher. Ist korrigiert. Herzliche Grüße Rafael Kurz
Herzlichen Dank für die wertvolle Auswertung, ich greife gerne darauf zurück.