Gewinnbeteiligung aller Lebensversicherungen für 2014
Entgegen den Annahmen von Analysten hat die Zinssenkung der EZB und die weiterhin anhaltende Niedrigzinsperiode nicht zu einem Absenken der Überschussdeklaration geführt. Die aktuelle Übersicht zeigt, dass viele Versicherer, darunter der Marktführer Allianz, stabile Zinsgutschriften ausweisen. Andere Gesellschaften gaben nur geringe Senkungen bekannt. Experten forschen nun nach Ursachen dafür, zumal auch die rechtlichen Anforderungen höhere Rückstellungen erfordern, wie z.B. die Zinszusatzreserve, die seit 2011 vorgeschrieben ist. Vermutlich wird die Verzinsung von 3% hierbei als psychologische Hemmschwelle gesehen. Auch die bevorstehende Einführung von Solvency II macht sich bereits bemerkbar, zum Beispiel in einer weiter sinkenden Aktienquote, wie Welt-Autor Holger Zschäpitz schreibt. Die Allianz beispielsweise, die über eine starke Bilanz verfügt, erhöhte ihre Beteiligungen, z.B. an Gewerbeimmobilien in ganz Europa, wie Zschäpitz schreibt.
Die Übersicht über die Gewinnbeteiligungen für 2014
Die Übersicht enthält die Höhe der laufenden Verzinsung von 76 Lebensversicherern für 2014. Einige wenige Gesellschaften fehlen in der Liste. Insgesamt wird jedoch über 96 % des Marktes durch diese Liste abgedeckt.
Die durchschnittliche Gewinnbeteiligung dieser Lebensversicherungsunternehmen beträgt 3,40 % und ist damit um 0,21 Prozentpunkte niedriger als in 2013. Die nach Marktanteilen gewichtete durchschnittliche laufende Verzinsung dieser Gesellschaften beträgt in 2014 3,39 %, nachdem sie in 2013 mit 3,55 % noch um 0,16 Prozentpunkte höher gewesen war.
Map-Report wundert sich über fehlende Gesellschaften
Wie man sieht, haben die meisten der 97 Lebensversicherungsgesellschaften ihre Überschussbeteiligung für 2014 mitgeteilt. Diese setzt sich aus der Garantieverzinsung und einem Bonus zusammen. Der Analysedienst Map-Report ermittelte aus den vorhandenen Daten eine durchschnittliche Verzinsung von 3,66%. “Kein Grund, sich zu verstecken”, meint Map-Report-Chef Manfred Poweleit, nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines schwierigen Kapitalmarktumfeldes. Daher findet er es verwunderlich, warum einige Versicherer, darunter die WWK ihre Zinsgutschriften nicht kommunizieren.
Morgen & Morgen: Überschussbeteiligungen 2014 überraschen
Stephan Schinnenburg von der Ratingagentur Morgen & Morgen zeigt sich von den aktuellen Überschussdeklarationen der deutschen Lebensversicherer überrascht. Die Zinsgutschriften wurden zwar von den meisten Versicherern gesenkt – allerdings fielen die Senkungen deutlich zurückhaltender aus, als angenommen, so Schinnenburg gegenüber Cash Online. Bereits zuvor hatte die Präsidentin der BaFin, Elke König klargestellt, dass die Versicherer auch die Zinsgarantien uneingeschränkt bedienen müssten.
Wie lange können die Versicherer dem Niedrigzins noch trotzen?
Die BaFin sieht sich regelmäßig die Finanzdaten der Finanzmarktteilnehmer an. Erst letzte Woche sind drei Finanzmarktteilnehmer auf die Warnliste der BaFin gesetzt worden, darunter ein Ankäufer von Lebensversicherungen. Um auch in Zukunft Auffälligkeiten registrieren zu können, führt die BaFin regelmäßig Stresstests durch, davon einer vor dem Hintergrund der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung und einer mit einem schwierigeren Szenario. Die BaFin geht aktuell davon aus, dass alle Versicherer in der Lage sein werden, ihre Verpflichtungen kurz- und mittelfristig zu erfüllen: “Der durchschnittliche Garantiezins der Branche liegt bei gut 3,2 Prozent, die durchschnittliche Rendite der Kapitalanlagen bei über vier Prozent. Da ist also noch Luft” sagte BaFin-Chefin König gegenüber dem Tagesspiegel.
BaFin sieht Neuregelung der Bewertungstreserven für notwendig
Das Problem dabei sei allerdings, dass die Kapitalanlagen eher ausliefen als die Garantieverpflichtungen. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber seit 2011 die Zinszusatzreserve zur Pflicht gemacht. Außerdem sollen mit Solvency II europäische Eigenkapitalanforderungen mit in die deutsche Gesetzgebung integriert werden. Denn die Garantieversprechungen, so König, können die Versicherer nicht im Nachhinein absenken. Die Beteiligungen an den Bewertungsreserven bei Ausscheiden aus dem Versichertenkollektiv sieht König kritisch: “Die hohen Ausschüttungen sind aber nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht kritisch zu sehen. Sie sind auch ungerecht, weil nur wenige Versicherte davon profitieren”. Deshalb fordert sie eine Neuregelung der Bewertungsreserven. Die vorzeitige Kündigung des Versicherungsvertrages hält die BaFin-Präsidentin für eine “völlig unsinnige Entscheidung”.
Von Henning Kühl und Matthias Wühle
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