Sieben Irrtümer über die Lebensversicherung

von Manuel Reil | | Infos, News, policendirekt
Sieben Irrtümer über die Lebensversicherung

Nirgendwo gibt es eine größere Häufung von Halb- und Nichtwissen, wie bei der Lebensversicherung: Ob beim Thema Garantiezins, Bewertungsreserven oder Sicherheiten: Medien, Verbraucherschützer und Verkäufer von „alternativen Investmentprodukten“ scheinen sich in kuriosen Beispielen und Argumenten überbieten zu wollen. Dabei haben oft diejenigen das Nachsehen, die eine gute Beratung dringend nötig hätten: Die Verbraucher. Wir wollen hier sieben Punkte vorstellen, über die Unwahrheiten verbreitet worden und liefern Gegenargumente von Wissenschaftlern und Fachleuten dazu.

1. Die Versicherungsgesellschaften wollen sich an den Kunden bereichern

Besonders vor dem Hintergrund der Neuregelung der Beteiligung an den Bewertungsreserven liest man oft, dass sich die Versicherungsgesellschaften bereichern, während die Versicherungsnehmer leer ausgehen. Richtig ist: Die Beteiligung der Versicherten an den Gewinnen ist gesetzlich geregelt. Zudem können die Versicherer nicht alle Gewinne aus den Prämienzahlungen sofort ausschütten. Ein Teil der Gewinne fließt auch in die Reserven, wie zum Beispiel die Zinszusatzreserve. Schließlich werden sowohl die Gewinne, als auch die Risiken sowohl über die Zeit, als auch über die Versichertengemeinschaft aufgeteilt. Das ist der Ursprung des Versicherungsprinzips.

Nirgendwo ist der von Verbraucherschützern oft erhobene Vorwurf der “Bereicherung der Versicherungsgesellschaften auf Kosten der Versicherten” weniger zutreffend, als beim “Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit”. Bei dieser sehr alten Sonderform der Versicherung sind die Versicherten gleichzeitig ihre eigenen “Aktionäre”. Ursprünglich waren alle Versicherungsgesellschaften Vereine auf Gegenseitigkeit. Die Versicherung als Aktiengesellschaft kam erst viel später. Der erste Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit wurde 1820 in Gotha gegründet: Die heutige Gothaer Versicherung (die diese Rechtsform bis heute beibehalten hat). Grundprinzip: Ein jeder trage des Anderen Last: Sowohl Gewinne, als auch Kosten werden auf alle Versicherten (und Vereinsmitglieder) gleichmäßig verteilt. So profitiert jeder in gleicher Weise und große Schäden und Risiken werden abgemildert. Heute gehören die Gegenseitigkeitsvereine zu einer Minderheit, die meisten Versicherer sind Aktiengesellschaften. Prof. Hermann Weinmann von der FH Ludwigshafen zählt heute noch 17 Gegenseitigkeitsvereine, welche insgesamt allerdings zusammen einen Marktanteil von 70% ausmachen. Zu den drei erfolgreichsten Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit zählt der Professor in einem Ranking der FH Ludwigshafen die Alte Leipziger, Debeka und den Volkswohlbund. Die Gothaer kommt auf Platz 5 – und spielt damit immer noch in der Top Liga der besten mit. Auch für Versicherte in einem Versicherungsverein ist jedoch wichtig, in welchem Maß sie am Erfolg der Gesellschaft teilhaben. Hier ist ein Mindestanteil von 90% an den Kapitalerträgen, 75% an den Risikogewinnen und 50% von sonstigen Gewinnen gesetzlich vorgeschrieben.

2. Die Rentenversicherung ist kein Vorsorgeprodukt

Glaubt man Axel Kleinlein vom BdV, kommt die private Rentenversicherung als Vorsorgeprodukt nicht in Frage: “Private Renten verfehlen das Ziel, den Verbrauchern als Altersvorsorge zu dienen” begründet Kleinlein die auf den ersten Blick skurril anmutende Einschätzung, denn genau dazu wurde die Lebensversicherung konstruiert. Kleinlein behauptet, dass ohnehin 71% aller Rentenversicherungen vorzeitig storniert werden würden. Andere würden zur vorzeitigen Kapitalauszahlung genutzt werden. Allerdings verweist der GDV auf die Tatsache, dass erst seit Inkrafttreten des Alterseinkünftegesetzes im Jahr 2004/2005 der Abschluss von privaten Rentenversicherungen sprunghaft angestiegen sei und somit noch gar keine Erfahrungswerte vorlägen. Der Dortmunder Versicherungsprofessor Matthias Beenken kritisiert die versicherungsfeindliche Einstellung der Verbraucherschützer, deren Aufgabe es eigentlich sein sollte, gemeinsam mit Versicherern und Bundesregierung für die private Rentenversicherung zu werben, denn, grundsätzlich gilt, “…dass eine jede noch so niedrig verzinste Rentenversicherung immer noch besser ist als gar keine Vorsorge”, so Beenken. Diese Haltung müsse sich zum common sense entwickeln, so wie der Professor auch nicht vergisst, lobend zu erwähnen, dass die Praxis der Verbraucherschützer mittlerweile zurückgegangen ist, pauschal die Kündigung von Renten- und Lebensversicherungen zu empfehlen.

3. Die Beratungsqualität ist schlecht

In der Studie “Initiative Finanzmarktwächter” des Bundesverbandes Verbraucherzentrale (VZBV) werfen Verbraucherschützer Beratern vor, dass die Beratungsqualität zu schlecht sei, weil die Bedürfnisse der Kunden nicht im Vordergrund stünden. Diesen Vorwurf weist der Dachverband der deutschen Kreditwirtschaft (DK) empört zurück, nachdem bereits der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) die Studie kritisiert hatte. Der DK hebt hervor, daß die Berater in Deutschland schon aus eigenem Interesse eine qualitativ hochwertige Beratung anböten. Zudem hätten sich die Kundenbeschwerden bei der BaFin in den letzten 10 Jahren mehr als halbiert. Der GDV hatte zudem die Auswahl der Fälle kritisiert. Diese stammten aus der Beratungspraxis der Verbraucherzentralen, womit es sich ausschließlich um Negativfälle handele. Policen Direkt setzt sich mit seinen Produkten für eine gute Beratungsqualität ein und hat dazu gemeinsam mit der Steinbeis University eine Studie zur Verbesserung der Best-Advice-Beratung durchgeführt.

4. Die Lebensversicherung lohnt sich nicht mehr

Für kein anderes Produkt läuteten so oft die Totenglocken, wie für die Lebensversicherung. Doch Focus Money-Journalist Werner Müller hat etwas anderes läuten hören. Während Edda Castelló von der Hamburger Verbraucherzentrale allen Versicherten pauschal rät, ihre Policen zu kündigen, weil die Rendite der Lebensversicherung grundsätzlich schlecht sei, empfiehlt Werner Müller von Focus Money sogar den Neuabschluss von Lebensversicherungen. Einigkeit dürfte unter Experten zumindest darin bestehen, dass man Altverträge auf keinen Fall vorzeitig stornieren und wenn überhaupt, dann auf dem Zweitmarkt verkaufen solle, wie es beispielsweise Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen formulierte. Aber Neuabschlüsse bei hohen Abschlusskosten gilt auch unter Verbraucherschützern als No Go. Zu Unrecht, wie Werner Müller von Focus Money schreibt. Denn steigen die Zinsen wieder, profitieren auch die Neukunden davon, die jetzt im Zinstal ihre Versicherung abschließen. Altkunden würden ohnehin stark von den historisch hohen Garantieverzinsungen profitieren, so Müller: “Doch auch Neukunden winken neben Steuervorteilen gerade im Vergleich zu anderen Anlagealternativen immer noch solide Renditen”. Auch Neukunden sollten wissen, dass Sie den Vertrag, den sie jetzt abschließen, nach einiger Zeit über Rückkaufswert auf dem Zweitmarkt verkaufen können.

5. Der Verkauf auf dem Zweitmarkt ist unseriös

In einem Beitrag über die Lebensversicherung stellen Markus Hinterberger und Martin Reim von finanzen.net mehrere Alternativen zur Kündigung vor, darunter den Verkauf: “Einige unabhängige Finanzdienstleister übernehmen Policen zu einem höheren Preis, als die Versicherer selbst bieten”, dabei seien Aufschläge von 3 bis 8% durchaus realistisch, so die Autoren. Allerdings nur dann, wenn man darauf achtet, dass der Anbieter Mitglied im Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt für Lebensversicherungen (BVZL) e.V. ist. Der Bundesverband hat Kriterien zusammengestellt, anhand deren der interessierte Policenverkäufer erkennen kann, ob das vorliegende Angebot seriös ist oder nicht. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass seriöse Ankäufer die Policen mit dem Ziel kaufen diese weiterzuführen und deshalb einen Kaufpreis in einer Summe über Rückkaufswert auszahlen können. Vor Ratenzahlern, überzogenen Renditeversprechen oder gebührenpflichtigen Angeboten sollte man jedoch besser die Finger lassen.

6. Die Lebensversicherung ist nicht sicher genug

Sinkende Zinsen, steigende Staatsverschuldungen und Währungskrise. Viele Versicherten fragen sich, ob es überhaupt noch sicher ist, sein Geld in Lebensversicherungen anzulegen: Richtig ist: Die Lebensversicherung ist wahrscheinlich Deutschlands sicherstes Anlageprodukt. Viele schauen nur vordergründig auf die Rendite, lassen dabei aber außer Acht, dass hohe Renditen mit hohen Risiken verbunden sind. Viele Prokon-Anleger stehen beispielsweise vor einem Scherbenhaufen und Verbraucherschützer helfen nicht weiter. Schließlich sei die Rendite der Lebensversicherung schlecht, wie die Hamburger Verbraucherschützerin immer wieder betont. 8% Rendite sind da natürlich besser als 3%, die man bei Versicherungsgesellschaften erhält. Aktuarwissenschaftler Prof. Beenken macht auf diesen “aufreizend offensichtlichen Widerspruch aufmerksam”: “Denn wenn scharf regulierte Lebensversicherer, die zudem über einen Sicherungsfonds gegen den Fall der Insolvenz geschützt sind, derzeit garantiert 1,75 Prozent beziehungsweise einschließlich Schlussüberschuss und Bewertungsreservenbeteiligung rund 4,3 Prozent Gesamtverzinsung im Marktschnitt laut Assekurata bieten, muss es auch dem in Finanzfragen nicht allzu erfahrenen Privatpersonen auffallen, dass ein Renditeversprechen von acht Prozent auffällig hoch ist”. Beenken schlussfolgert daraus, dass die finanzielle Allgemeinbildung in der Bevölkerung überraschend schlecht ist. Und dabei bilden Verbraucherschützer leider keine Ausnahme.

7. Die Lebensversicherung ist nicht nachhaltig genug

Als nachhaltige oder ethische Investment wurden in letzter Zeit vor allem Investments in erneuerbare Energien bezeichnet. Im Fokus stand also vor allem, in was investiert werden sollte, aber nicht wie. Das Beispiel Prokon zeigt, dass ein Umdenken angebracht wäre. Denn dies ist nur ein Beispiel von vielen, dass zeigt, dass der Markt nachhaltiger Geldanlagen vor allem eins war: Ein unregulierter Graumarkt mit grünem Anstrich. Doch der Lack scheint nun zu bröckeln. Bislang bestand der Erfolg von Prokon vor allem darin, daß Gewinne mit erneuerbaren Energien versprochen wurden. Eine gute Sache, fanden die Anleger, und ließen sich nicht dabei beirren, dass Verbraucherschützer frühzeitig vor Genussrechten warnten. Es ist wohl eine der ältesten Weisheiten, die der Kapitalmarkt kennt: “Hohe Renditen gibt es nicht ohne Risiko”. “Wenn ein Unternehmen eine hohe Rendite verspricht, macht es das nicht aus Philantropie” schreibt Franz Nestler von der FAZ.  Vielmehr sei ein hohes Renditeversprechen Ausdruck eines hohen Risikos. Denn es bedeutet nichts anderes, als dass Banken nicht bereit sind, diesem Unternehmen Geld zu günstigeren Konditionen leihen – “eben weil die Geschäfte hochspekulativ sind”, so Nestler weiter. Die Süddeutsche Zeitung stellt die Schlagzeilen um den Genussrechte-Anbieter Prokon noch in einen ganz anderen Zusammenhang. Für Markus Balser ist Prokon nicht einfach nur ein dubioses Anlageunternehmen, dessen System einem Schneeballsystem nicht ganz unähnlich sei. Vielmehr beobachtet der Autor mit Sorge den rasch wachsenden unregulierten Graumarkt mit sogenannten “ethischen und ökologischen Investments”. Prokon, das sich mit Windenergie viel Sympathie sammelte sei nur eines von vielen Beispielen: Neben Solar Millenium und Windreich gäbe es weitere Beispiele von Anlagefirmen, die mit grüner Energie viel Geld einsammelten ohne die damit verbundenen Renditeversprechen einzuhalten. Es sollte langsam ein Umdenken einsetzen, daß “Nachhaltiges Investment” mit Genussrechten und anderen riskanten Risikoversprechen nichts zu tun hat. Im Gegenteil: Es handelt nur das Unternehmen nachhaltig, das alle Anspruchsgruppen fair behandelt. Dazu gehört auch der Anleger selbst. Die Lebensversicherung geht in der Grundidee bereits auf die Idee des Eranos-Vereins im 6. Jh. V. Chr. Zurück. Auch der Zweitmarkt für Lebensversicherungen bietet Investoren Chancen, sich an diesem Gedanken zu beteiligen, und mit Policen auf dem Zweitmarkt zu erwerben, um diese bis zur Endfälligkeit an Stelle des ursprünglichen Versicherungsnehmers weiterzuführen.

 

Wie gut hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Bitte bewerten Sie mit 5 Sternen.

Weil Sie den Artikel nützlich fanden...

Folgen Sie uns in den sozialen Medien!

Es tut uns leid, dass dieser Beitrag für Sie nicht hilfreich war.

Gerne würden wir von Ihnen erfahren, was verbessert werden kann.

Wie können wir den Artikel verbessern?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

POLICEN DIREKT